Climate Tech Venture Capital — eine der größten Geschäftsmöglichkeiten unseres Jahrzehnts
Sustainable Investing erlebt seit COVID-19 eine nie dagewesene Bedeutung. Dies ist insbesondere für die Klimakrise relevant, denn diese ist nicht weniger gefährlich für das Wohlbefinden unserer Weltgemeinschaft als die Pandemie. Als Investor:in ist es höchste Zeit zu agieren und in die wichtigen Trends zu investieren. Climate Tech Venture Capital könnte dabei eine der größten Geschäftsmöglichkeiten des Jahrzehnts sein.
Sustainable Investing – Mit Kapital die Zukunft gestalten
“Sustainable Investing” ist in den letzten Jahren zu einem der Trendwörter in der Finanzbranche geworden. Was es tatsächlich bedeutet, ist nichts anderes als sich als Investor:in bewusst zu machen, dass Geschehnisse in der “realen Welt” einen Einfluss auf die finanzielle Performance des investierten Kapitals haben und dass das investierte Kapital einen Einfluss auf die Geschehnisse in der “realen Welt” hat. Sprich, wenn Investor:innen etwas gegen den Klimawandel tun möchten, sollten diese in Unternehmen und Projekte investieren, die Lösungen gegen den Klimawandel bereitstellen. Dies hat nach der oben genannten Logik also nicht nur das Potential, einen Lösungsbeitrag zu leisten, sondern ist auch eine Business-Chance.
Allerdings ist es nicht leicht zu wissen, welche Investments einen effektiven Beitrag leisten. Das Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich beschäftigt sich genau mit dieser Frage: Wie können Investor:innen ihr Kapital am effektivsten einsetzen, um einen nachhaltigen und positiven Einfluss für die Gesellschaft und den Planeten zu haben? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich öffentliche Märkte (i.e. Aktienmärkte) und private Märkte (i.e. Private Equity oder Venture Capital) separat anschauen.
In den öffentlichen Aktienmärkten ist es schwierig, durch Kapitalallokation einen Einfluss auf das Geschehen in der Welt zu haben. In diesen Märkten kauft man in aller Regel über sekundäre Transaktionen Aktien der gewünschten Unternehmen von anderen Investor:innen ab. Nachhaltige Unternehmen bekommen somit also nicht unbedingt mehr Kapital. In öffentlichen Märkten können Investor:innen also nicht durch Kapitalallokation, sondern hauptsächlich über ihre Stimmrechte einen Einfluss auf die Unternehmensführung und somit auf die “reale Welt” nehmen.
Dies ist anders in privaten Märkten, denn hier kann auch Kapitalallokation einen entscheidenden Einfluss haben. Insb. bei jungen Unternehmen ist es so, dass deren Zugang zu Kapital durch eine geringe Liquidität im Markt und das relativ hohe Risiko dieser Investitionen beschränkt ist. Somit können Investoren, die direkt in Jungunternehmen investieren, diesen verhelfen zu wachsen und neue Technologien in den Markt zu bringen. Zudem handelt es sich beim Klimawandel nicht nur um eine Bedrohung für das Wohlbefinden der Gesellschaft und unseres Planeten, sondern auch um einen wichtigen Trend, welchen Investor:innen nicht ignorieren sollten.
Climate Tech Venture Capital ist eine der größten Geschäftsmöglichkeiten unserer Generation
Climate Tech ist derzeit einer der wichtigsten Trends in der Venture Capital-Welt, da Startups, die sich gut positionieren, um Lösungen für ein CO2-freies Wirtschaftssystem bereitzustellen, nicht nur in einem wachsenden Markt aktiv sind, sondern sehr wahrscheinlich auch von regulatorischen Änderungen profitieren werden.
Dieser Trend wird nun auch von vielen Investor:innen erkannt. Das Marktforschungsunternehmen PitchBook hat kürzlich Zahlen bekannt gegeben die zeigen, dass Climate Tech Venture Capital Firmen in der ersten Hälfte dieses Jahres 14.2 Milliarden US-Dollar aufnehmen konnten – dies entspricht ungefähr so viel wie in den letzten fünf Jahren kombiniert. Nichtsdestotrotz, schrecken Investor:innen teilweise noch immer vor Climate Tech zurück, da sich einige Risikokapitalgeber in den frühen 2000ern die Finger mit Cleantech verbrannt haben. Climate Tech, im Gegensatz zu Cleantech, umfasst allerdings alle Technologien, welche Lösungen für die verschiedensten Klimaprobleme bereitstellen, inkl. globale Erwärmung, Luft- und Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, uvm. Damit deckt Climate Tech ein viel breiteres Spektrum an Innovationen und Sektoren ab als Cleantech, welches sich vor allem auf saubere Energie und Infrastruktur beschränkte.
Zudem leben wir heute in anderen Zeiten, in welchen es ein wachsendes Verständnis in Bezug auf den Klimanotstand gibt. Dies wird insb. durch die zunehmende regulatorische Aktivität in diesem Bereich verdeutlicht – Beispiele sind der European Green Deal oder der U.S. Plan for Climate Change and Environmental Justice. Letztlich ist Nachhaltigkeit nun auch für Großunternehmen kein “Nice-to-Have” mehr, sondern ein zentraler Bestandteil in deren Unternehmensstrategie. Deshalb wird man in Zukunft wohl viele Partnerschaften mit innovativen Jungunternehmen und reichlich M&A-Transaktionen sehen. Climate Tech ist also nicht Cleantech 2.0, sondern eine enorme Opportunität für Unternehmer:innen und Investor:innen.
Optimieren für finanzielle Rendite und Klima-Performance
Die Herausforderung, um als Investor:in sowohl für finanzielle Rendite als auch für einen positiven Einfluss auf das Klima zu optimieren, ist die Messbarkeit der Klima-Performance eines Investments. Selbst bei Direktinvestitionen in Startups ist der Mechanismus der Technologie oder des Geschäftsmodells, mit welchen Treibhausgasemissionen reduziert oder gesammelt werden, nicht immer direkt messbar. Hier gibt es einige Probleme wie zum Beispiel das Fehlen von Daten, Doppelzählung von Emissionsreduktion in verschiedenen Schritten der Wertschöpfungskette oder einfach falsche Emissions-Accounting-Methoden. Dieser Umstand macht es schwierig, die richtigen Anreizsysteme zu schaffen. Insb. Investor:innen und Fonds, welche aus der traditionellen “Profit First”-Welt kommen, sind somit oftmals nicht incentiviert Lösungen zu unterstützen, die einen wirklich messbaren Klimabeitrag leisten.
Wir bei Übermorgen Ventures, einer Schweizer Climate Tech Venture Capital Firma, versuchen dies trotz der genannten Herausforderungen für jedes Investment zu tun. Dafür analysieren wir jedes Startup und definieren individuelle “Impact-Modelle”. Dazu legen wir für jedes Startup eine Emissions-Baseline fest und in einem zweiten Schritt die Hebel, mit welchen diese Baseline reduziert wird. Hier gibt es verschiedene Mechanismen, wie zum Beispiel eine erhöhte Ressourceneffizienz, den Ersatz von CO2-intensiven Ressourcen durch CO2-ärmere oder das Sammeln von CO2 aus der Atmosphäre.
Manche Startups sind auch sogenannte “Enabler” und haben einen eher indirekten Wirkungsmechanismus. Hier ist es wichtig genau zu verstehen, wie nahe in der Wertschöpfungskette die Lösungen dieser Startups am Problem sind und ob das Business in der Lage ist, über z.B. Nachfragemechanismen oder das Schaffen von Transparenz, Lösungen bereitzustellen. Eine 100% akkurate Messbarkeit der Emissionsreduktion ist in den meisten Fällen nicht möglich aber eine Quantifizierung des Potentials hilft Investor:innen ex ante der Investition eine Idee davon zu bekommen, wie groß der Klimabeitrag einer Investition sein könnte. Und nach der Logik von Sustainable Investing führt ein hoher Beitrag zu einer besseren Zukunft auch zu höheren Renditen.
Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwehren braucht es schnell Lösungen. Als Investor:in ist es nun an der Zeit, diesen Bedarf wahrzunehmen und Kapital in den Wandel hin zu einem CO2-freien Wirtschaftssystem zu allokieren. Insb. Venture Capital Investor:innen spielen hier eine wichtige Rolle, um Climate Tech Innovationen in den Markt zu bringen – dies ist nicht nur notwendig für eine lebenswerte Zukunft, sondern auch eine enorme Geschäftsmöglichkeit.
Autor: Alexander Langguth (Mitgründer und Managing Partner bei Übermorgen Ventures) unterstützt seit 2014 Unternehmen, Investoren und Regierungen im Bereich Climate Tech. Übermorgen Ventures ist eine Early-Stage Venture Capital Firma, welche in Startups investiert, die innovative Technologien und Geschäftsmodelle zur Bekämpfung des Klimawandels entwickeln.