Wir wollen Landwirt:innen für die Bindung von CO2 im Boden belohnen
Landwirtschaft und Klima sind nicht zu trennen. Auf der einen Seite ist sie für ein Viertel aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich und benötigt rund 70 Prozent des Süßwassers. Auf der anderen Seite will die Landwirtschaft Teil der Lösung sein, um die Grundlage ihrer Existenz – den Planeten – zu schützen. Wir bei Bayer arbeiten daran, das möglich zu machen.
Rund 768 Millionen Menschen galten im Jahr 2020 als unterernährt. Das sind 10 Prozent der Weltbevölkerung. Prognosen sagen voraus, dass im Jahr 2030 fast 660 Millionen Menschen hungern werden – dabei ist es eines der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, im Jahr 2030 den Hunger auf der Welt besiegt zu haben.
Können wir es überhaupt schaffen, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, ohne den Planeten auszubeuten und das Klima zu schädigen? Unsere Antwort darauf lautet: nachhaltige Intensivierung. Wir wollen die Produktion auf weniger Fläche steigern und gleichzeitig die Grenzen des Planeten respektieren. Bei Bayer muss deshalb jede Investition in Innovation eine Investition in Nachhaltigkeit sein. Wir investieren jährlich 2,5 Milliarden Euro in landwirtschaftliche Innovationen – mehr als jedes andere Unternehmen in dem Bereich. So tragen wir dazu bei, den Trend der zunehmenden Landnutzungsänderungen umzukehren, die biologische Vielfalt besser zu schützen, Kleinbauer:innen gezielten Zugang zu Innovationen zu ermöglichen und die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen.
Eines der Themen, die das große Potenzial der Landwirtschaft für Nachhaltigkeit zeigt, ist Dekarbonisierung. Innovationen in der Landwirtschaft können dazu beitragen, weniger Klimagase zu erzeugen oder Klimagase aus der Atmosphäre zu binden. Unsere Strategie dafür hat drei Säulen:
Wir müssen die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen die immer extremeren klimatischen Bedingungen erhöhen. Dabei helfen zum Beispiel neue Saatgutsorten, die Trockenheit besser tolerieren. Auch die Einführung von niedrig wachsenden Maissorten mit besserer Widerstandsfähigkeit gegen Stürme und andere extreme Wetterereignisse sind entscheidend.
Landwirtschaft kann dazu beitragen, der Atmosphäre Kohlenstoff zu entziehen und über längere Zeiträume im Boden zu binden. Neue Geschäftsmodelle, die Landwirt:innen für die Bindung von CO2 belohnen, beinhalten entsprechende Maßnahmen, etwa eine ausgeklügelte Fruchtfolge, einen gezielteren Einsatz von Stickstoffdüngern, den weitgehenden Verzicht auf das Pflügen oder den Anbau von Zwischenfrüchten.
Wir müssen den Ausstoß von Klimagasen reduzieren, zum Beispiel in dem wir Pflanzen dazu befähigen, sich sozusagen selbst zu düngen und so den Einsatz von Stickstoffdünger reduzieren können. Auch eine breitere Einführung des Direktsaatanbaus und die Einführung von Reissorten, bei deren Anbau weniger Methan entsteht, tragen zur Reduzierung der Klimagase bei.
Wir wollen klimaschonende Lösungen entwickeln und Landwirt:innen zu deren Umsetzung bewegen. Hierfür schaffen wir innovative Geschäftsmodelle, die den Landwirt:innen zugutekommen, den Klimawandel bekämpfen und zu einer CO2-freien Zukunft der Landwirtschaft beitragen. Um ein solch ehrgeiziges Ziel zu erreichen, konzentrieren wir unsere Anstrengungen dort, wo wir die größte Wirkung erzielen können. In Zusammenarbeit mit Landwirt:innen und Partner:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten wir daran, die Treibhausgas-Emissionen der auf dem Feld angebauten Nutzpflanzen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren und gleichzeitig die Klimaneutralität unserer eigenen Betriebe zu erreichen.
Unsere Bayer „Carbon Initiative“: Zugang zum Kohlendioxid-Markt
Heute werden Landwirte ausschließlich für ihre Nahrungs-, Futter- und Faserproduktion entlohnt – nicht aber für die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und die Bindung von CO2 im Boden. Um unsere Nachhaltigkeitsverpflichtungen umzusetzen, haben wir als erstes landwirtschaftliches Unternehmen einen transparenten, wissenschaftlich fundierten und kooperativen Ansatz für eine CO2-Handelsplattform entwickelt. Sie unterstützt Landwirt:innen bei der Einführung von CO2-sparenden Initiativen, um so klimafreundlichere Prozesse zu schaffen.
Ein CO2-Markt in der Landwirtschaft ist möglich, wenn wir Landwirt:innen dabei helfen, tragfähige Geschäftsmodelle aufzubauen, durch die sie ihr Land und ihre Produktion nutzen, Kohlendioxid im Boden zu binden und die CO2-Emissionen auf ihren Höfen zu reduzieren. Um dies zu erreichen, brauchen wir Modelle, mit denen wir die Reduktionen auf Grundlage wissenschaftlicher Daten und vereinbarter Standards messen. Die Landwirt:innen benötigen die richtigen Instrumente, um CO2 zu reduzieren und zu binden sowie Methoden zur Verifizierung von Reduktionen. Digitale Kontrollen werden entscheidend dafür sein, um die Kosten für die Verifizierung niedrig und das Einkommen der Landwirt:innen hoch zu halten.
Unsere branchenführende digitale Agrarplattform Climate FieldView™ schafft Anreize für Landwirt:innen, einen Beitrag zur Kohlenstoffbindung im Boden zu leisten, indem sie ein einfaches, robustes und skalierbares Standardverfahren für die Messung, Überprüfung und Berichterstattung von CO2 ermöglichen wird. Im ersten Jahr seiner Carbon Initiative hat Bayer über 2.500 FieldView™-Nutzer:innen in den USA und Brasilien für Pilotprogramme zu Carbon Farming gewonnen.
Seit mehreren Jahren arbeiten wir gemeinsam mit Landwirt:innen an der Entwicklung eines CO2-Programms, mit dem diese sich am Kampf gegen den Klimawandel beteiligen können. Ob es sich um Direktsaat, den Anbau von Zwischenfrüchten, den Einsatz präziser Anwendungstechnologien oder eine effizientere Wassernutzung handelt: Die Landwirt:innen haben ein starkes Interesse daran, Teil der Lösung des Klimawandels zu sein – ihr Lebensunterhalt hängt davon ab. Wir können Anreize für die Bemühungen der Landwirt:innen schaffen, indem wir dabei helfen, die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen zu quantifizieren. Und wir bringen die Landwirt:innen mit Tausenden von Unternehmen zusammen, die sich dazu verpflichtet haben, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. So können wir einen Markt aufbauen, der neue Einkommensquellen schafft und staatlich geförderte Anreize für Umweltdienstleistungen ergänzt. Sobald es einen Markt gibt, wird der Preis den wirtschaftlichen Nutzen wie von selbst vorantreiben. Der Markt für CO2 hat ein Jahresvolumen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar. Die ersten Erfolge unserer Carbon Initiative sind vielversprechend: Seit ihrem Start im Sommer 2020 können wir heute entsprechende Programme bereits in zehn Ländern anbieten, an denen bereits mehr als 5.000 Landwirt:innen teilnehmen.
Wachstum durch Klimafreundlichkeit
Diese neuen Einkommensquellen ermöglichen es den Landwirt:innen, ihre Produktivität zu steigern und Zugang zu einem wachsenden CO2-Markt zu erhalten, während sie die biologische Vielfalt schützen. Gleichzeitig wird Bayer durch die Bereitstellung klimafreundlicher Produkte und digitaler Lösungen Wachstum generieren. Damit schaffen wir eine Sogwirkung auf den Markt, die letztlich Kund:innen, Verbraucher:innen und dem Planeten zugutekommen wird.
Ein weiteres Beispiel für die Möglichkeiten in diesem Bereich ist „Project Carbonview“, das wir Ende vorigen Jahres gestartet haben. Hierbei handelt es sich um eine branchenweit einzigartige digitale Lösung, die Landwirt:innen in den USA hilft, den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferkette zu messen. Sie stellt die CO2-Bilanz der Endprodukte auf und ermöglicht so, die Nachhaltigkeit der Lieferketten zu erhöhen und die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft zu verringern. Landwirt:innen haben mit dieser Lösung die Möglichkeit, ein Teil von umweltfreundlicheren Lieferketten zu werden. Davon profitiert sowohl ihr Betrieb als auch die Umwelt. Sobald die entsprechende Marktakzeptanz erreicht wurde, haben Landwirte die Möglichkeit, für die Anwendung nachhaltiger Praktiken vergütet und an den finanziellen Anreizen dieser Märkte beteiligt zu werden.
Ein Plädoyer für ein gemeinschaftliches Engagement
Im Juni 2020 beschrieb das Umweltprogramm der Vereinten Nationen die Landwirtschaft „sowohl als eine der zentralen Ursachen der Klimakrise als auch eine der Antworten darauf“. Eine CO2-neutrale Zukunft für die Landwirtschaft ist möglich, aber sie erfordert einen echten Wandel und Innovationen. Die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Klimawandels ist von zentraler Bedeutung – Landwirt:innen auf der ganzen Welt stehen dabei im Mittelpunkt. Bayer hat sich verpflichtet, mit ihnen gemeinsam die Herausforderungen anzugehen, um den Hunger zu bekämpfen und nachhaltigere Landwirtschaft voranzutreiben.
Autor: Matthias Berninger wurde in Kassel geboren, wo er von 1990 bis 1994 Chemie und Politikwissenschaft studierte. Von 1994 bis 2007 war er Bundestagsabgeordneter der Grünen, von 2001 bis 2005 Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. 2007 wechselte Matthias Berninger zu Mars, wo er ab 2011 die globale Public-Affairs-Organisation leitete. 2019 kam er zu Bayer. Als Senior Vice President für Public Affairs, Science & Sustainability hat er die Entwicklung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie geleitet, für deren Umsetzung und Weiterentwicklung er verantwortlich ist.